Interview mit Inge Frank
Marita Wittner, abraxas-art-consulting | August 2019
Wo kommen die Ideen, die Motive, die Inspirationen her, bevor sie auf einer Leinwand landen und die Betrachter in den Bann ziehen und deren Fantasien ankurbeln? Diese Frage habe ich der Künstlerin Inge Frank in ihrem Atelier in Dießen gestellt und erstaunliche Antworten erhalten.
Das Bild „Sunrise Beach“ zum Beispiel. Es hängt im Moment im Blickfeld, sobald man das Atelier betritt und ich frage nach der Entstehung.
Inge Frank: Zuerst kommt die Inspiration. Was habe ich im Kopf, was möchte ich darstellen. Welche Inspiration zeigt sich. Inspiration kann ein Bild aus der Vergangenheit sein, ein besonderer Wind, an den ich mich erinnere. Bei diesem Bild speziell war es so, dass ich durch einen bestimmten Luftzug inspiriert wurde. Wie das für mich aussieht, wenn man ans Meer kommt, wenn die frische Brise kommt, wenn man die Luft einatmet und was entsteht, wenn man sich den ganzen Tag an so einem Ort aufhält. Wie sich die Natur verändert, wie die Wolken ziehen. Man spaziert herum an diesem Ort, geht vielleicht auf eine Anhöhe und betrachtet alles. Und da entsteht die Impression. Bei diesem Bild, da kann ich mich gut erinnern, war es eines Morgens, als ich nach draußen ging. Ich möchte immer die Luft spüren, nach was die Luft riecht. Und manchmal riecht die Luft nach Meer, auch hier bei uns. Dann erinnerte ich mich an einen Tag am Meer. An die frische Brise am Meer. Das war die Inspiration für dieses Bild. Das ist manchmal so ähnlich wie bei einem Déjà-vu.
Marita Wittner: Dann ist das Bild also zuerst in Deinem Kopf entstanden, über Deine Emotion und wie geht es dann weiter?
Inge Frank: Ich gehe dann zügig in mein Atelier und beginne. Als erstes suche ich mir aus meinen Leinwänden die passende Größe aus. Ich habe immer einen Vorrat an Leinwänden und bespanne diese selber, damit ich mir meine eigenen Formate machen kann. Und dann suche ich mir die Leinwand in der Größe heraus, die am passendsten ist. Bei so einer Meer-Landschaft, Meer-Impression benötige ich etwas, was in die Breite geht. Weil ich dann den Horizont besser darstellen kann. Für mehr Dynamik, mehr Fluss im Bild. Das Bildformat hat einen großen Einfluss auf das, was ich darstellen möchte?
Und dann geht es an die Farben. Ich habe ein eidetisches Gedächtnis und kann mir die Farben ganz genau vorstellen von den Orten, die ich als Inspiration im Kopf habe. Die erste wichtige Aufgabe ist, dass ich mir diese Farben anmische. Auch die Menge an Farbe, die ich brauche, überlege ich mir, damit ich nicht nachmischen muss. Speziell jetzt bei dem Bild habe ich mit Weiß begonnen. Das bricht dann auch immer wieder durch das Bild durch. Denn Weiß bringt für mich die Leichtigkeit, das Lebende in das Bild hinein, so baue ich das Bild dann auf.
Da ich in meinem Déjà-vu auch Sand gesehen habe, möchte ich den auch unterbringen. Es ist so, dass in diesem Bild die Aufteilung oben der Himmel und unten der Sand erkennbar ist. Meine Arbeiten sind NICHT gegenständlich oder eine Abstraktion, sondern eine gegenstandslose Malerei. Da imaginiere ich frei. Da sieht auch jeder Laie, dass dieses Bild etwas mit Wasser, Himmel oder Meer zu tun hat. Als Anhaltspunkt habe ich immer einen Titel dabei. Denn in diesem Titel möchte ich meine Gedanken, meine ursprüngliche Inspiration weitergeben.
Marita Wittner: Kannst Du gut zu einem Ende kommen, das Bild komplett aus Deinem Kopf auf die Leinwand bringen?
Inge Frank: Da ich immer wieder auftrocknen lassen muss und das über mehrere Stunden geht, kann ich das Bild gut verfolgen. Manchmal muss man das Bild auch einfach in Ruhe lassen, sonst verdirbt man das Ganze. Und wenn es in so einem halbtrockenen Zustand ist, kann man noch gut einen Schliff reinbringen, Gedanken, die ich noch gerne reinbringen möchte in das Bild. Das ist aber von Werk zu Werk unterschiedlich. Bei dieser Arbeit habe ich partiell das Blau noch etwas verdunkelt. Wichtig ist, dass der erste Wurf bereits der Richtige ist. Die anderen Sachen sind Feinheiten.
Marita Wittner: Vielen Dank für den Einblick, wie eines Deiner Bilder entstanden ist.
Press
Velve Noir | Die kraftvolle abstrakte Kunst von Inge Frank
singulart magazin | inge frank im interview | 07-07-18
Kurve Artmagazin | Mai 18
Velve Noir | Portrait ingefrank
Lautatio von Dr. Phil. Michael Fütter | Wie die Arbeiten von ingefrank entstehen
Inside Art | Interview zur Werthaltigkeit der Kunst
Interview mit velvenoir.com | 01-18
Freizeitschrift | 06-17
vis à vis – merkur-magazin | 11/12-16
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